Sugar Daddy in Honigfalle gelockt

Drei junge Freinsheimer haben einem älteren Akademiker auf einer Dating-Plattform im Internet vorgetäuscht, sie wären eine Frau. Beim verabredeten nächtlichen Treffen in der echten Welt hat das Trio den Mann dann verletzt und ausgeraubt. Zwei der Täter mussten sich nun vor dem Landgericht Frankenthal verantworten.
Ein Sugar Daddy ist ein älterer, wohlhabender Mann, der junge Frauen mit Geld und Geschenken verwöhnt, um im Gegenzug Sex mit ihnen haben zu dürfen. Entsprechend eindeutig ist der Name der Internetplattform, auf der die Täter ihr Opfer ausfindig gemacht und den Überfall vorbereitet haben: mysugardaddy.eu. Dem virtuellen Kennenlernen im Chat sollte schließlich ein persönliches Treffen in der Echtwelt folgen, und zwar am 10. September 2019 um 1 Uhr in Freinsheim.

Dort warteten zur nächtlichen Stunde anstatt einer zum Sex bereiten jüngeren Dame die drei Räuber auf das liebeshungrige Opfer. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, den Mann geschlagen, mit einem Messer bedroht und verletzt sowie seine 8000 Euro teure Armbanduhr und 200 Euro Bargeld geraubt zu haben. Zwei der Täter, ein 23-Jähriger und ein 22-Jähriger aus Freinsheim, sitzen seit September in Untersuchungshaft. Ihr Komplize konnte zunächst nicht identifiziert werden, befindet sich nach RHEINPFALZ-Informationen seit Kurzem aber anscheinend ebenfalls in Gewahrsam.

Vor der siebten Großen Strafkammer des Landgerichts mussten sich allerdings nur die zwei schon länger inhaftierten Freinsheimer verantworten. Beide räumten gegenüber Richterin Iris Blankenhorn die Tat weitgehend ein: Sie hätten die Idee gemeinsam ausgeheckt, mit einem gefälschten Konto auf der Dating-Plattform Sugar Daddys in die Falle zu locken und auszurauben. „Es ging uns nur ums Geld“, erklärten beide übereinstimmend. Mit einer Anzeige des Opfers hätten sie nicht gerechnet: „Wir haben gedacht, dass es ihm zu peinlich ist, zur Polizei zu gehen.“ Den dritten Mann hätten sie als Verstärkung eingeladen, da ihnen das sicherer erschien.

Die zwei Angeklagten kennen sich seit der Grundschulzeit vom Sehen und waren zur Tatzeit befreundet. Nach ihren Angaben hat der 22-Jährige das gefälschte Konto erstellt und federführend die Chat-Nachrichten mit dem Opfer verfasst. Er war es auch, der das Messer zu dem geplanten Raub mitbrachte. Aber nur, weil er zufällig die falsche Jacke anzogen habe, in der sich zufällig ein Klappmesser befunden habe. In der richtigen Jacke habe sich der Schraubendreher befunden, den er eigentlich zur Verstärkung seiner Argumente ausgewählt habe. Zudem habe er das Opfer nur versehentlich in den Rücken gestochen – laut Anklage mit der 15 Zentimeter langen Klinge des Messers vier Millimeter tief in Höhe der Lunge. Der Grund: „Der hat so rumgezappelt.“

Bewusst habe er dem Mann lediglich über die Hand geschnitten, damit der seine Gegenwehrversuche einstellt. Zudem habe er Bargeld verlangt, woraufhin er das Opfer zu dessen Auto begleitet und 200 Euro bekommen habe. Auf dem Raub der offenbar wertvollen Uhr habe der dritte Täter bestanden. Der spontane Plan, diese später zu verkaufen, habe nicht funktioniert. Der 23-jährige Komplize wiederum ergänzte, er sei zwischendurch eingeschritten und habe den jüngeren gedrängt, das Messer wegzustecken, nachdem er Blut bei dem Mann bemerkt habe. Der 22-Jährige Freinsheimer besitzt keinen Schulabschluss und ist schon früher mit dem Gesetz in Konflikt geraten. So verbrachte er bereits einige Zeit in der Arrestanstalt in Worms und in der Jugendstrafanstalt Schifferstadt. Etwaige Arbeitsverhältnisse waren nur von kurzer Dauer. Er neige in stressigen Situation zu Gewalt, weshalb er im Pfalzklinikum in Klingenmünster untersucht worden und bei einem Psychologen in Behandlung gewesen sei. Die von diesem verordneten Tabletten habe er zuletzt nicht mehr eingenommen.

Der 23-Jährige hat nach dem Hauptschulabschluss eine Ausbildung absolviert und einige Jobs ausprobiert, war zur Tatzeit aber auch arbeitslos. In ihren Geständnissen haben die zwei Angeklagten ihren Komplizen identifiziert. Am 13. März wird die Verhandlung fortgesetzt.